Geschichte

Geschichte & Kultur des Ensemble vocal

Die Kurzbeschreibung ist das knackige Aushängeschild eines Chores: Was wird gesungen, was wurde erreicht. Die andere Seite eines Chores ist die Kultur – wie musiziert man und wie „lebt man zusammen“. Insbesondere bei einem Blick auf eine nunmehr dreißigjährige Geschichte.

Gründungsbrief

Die Idee, einen neuen Chor in Hamburg zu gründen, entstand aus dem Wunsch eines damals „Neu-Hamburgers“, mit ausgesuchten, netten SängerInnen, die auch persönlich gut zusammenpassten, anspruchsvolle Chormusik auf hohem Niveau zu singen: Freunde machen zusammen gute Musik! Für die Leitung konnte er schnell seinen alten Schulfreund und Chormitstreiter aus Bielefelder Zeiten Cornelius Trantow gewinnen. Cornelius hatte gerade das Kirchenmusikstudium in Hamburg aufgenommen und war ebenfalls neu in Hamburg. Eine allererste Besetzung überwiegend aus Studierenden der Musikhochschule und aus verschiedenen Hamburger Chören traf sich am 3. Februar 1994 in einer Studenten-WG auf dem Sofa und gründete das Ensemble vocal.

Gute Musik“
Der Anspruch an die Qualität der Musik war mit der Gründung formuliert und sollte auf „Chorerfahrung“ basieren. Der Klang des Chores entwickelte sich dann sowohl durch die kontinuierliche Stimmbildung als Teil der Probenarbeit und die Kontinuität der Besetzung, aber auch durch weitere, erfahrene SängerInnen, die hinzustießen. Und natürlich wuchs der Chor mit der professionellen Entwicklung des Leiters, der seit 1999 Professor für Chorleitung an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater ist. Das Ensemble vocal war und ist Cornelius’ „lebendiges Instrument“, mit dem er seine ganz eigene „Chorleitungsschule“ perfektioniert hat, die auf die Selbstverantwortung der SängerInnen setzt, mit Freude und Kompetenz Texte und Musik zu durchdringen.

Die Konzertprogramme zeichneten sich von Anfang an durch inhaltliche und musikalische Geschlossenheit aus und werden gemeinsam entwickelt. Mittlerweile haben wir rund 40 unterschiedliche Programme erarbeitet und weit über 300 Konzerte gesungen.

Bald nach der Gründung kam die Idee auf, sich in Wettbewerben zu messen. Ein Preis beim Brahms-Wettbewerb in Hamburg 1997 machte deutlich: Ja, wir können auch was. Seither hat der Chor daran Geschmack gefunden und schätzt von Zeit zu Zeit die intensive Arbeit an einem kompakten Wettbewerbsprogramm, weil es die Qualität erheblich steigert. Die beflügelnden Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene wurden ordentlich gefeiert und Kontakte zu Chören in anderen Ländern geknüpft.

Die Probenarbeit – immer donnerstags und ca. zweimal jährlich bei Probenwochenende im Hamburger Umland – ist sehr intensiv und dicht, temporeich und genau, aber niemals verbissen. Mit den Jahren sind aus Studierenden Berufstätige und Eltern geworden und für manche bedeutet der Donnerstagabend nicht nur große Freude an der tollen Musik, sondern auch Beweisprobe der eigenen Belastbarkeit. Die musikalischen Highlights halten aber alle bei der Stange, um nur drei zu nennen: die bewegende Aufführung von Tallis’ 40-stimmigem „Spem in alium“ gemeinsam mit dem Kammerchor Consono aus Köln beim Bundeschorwettbewerb 2010 in Dortmund, die festliche Aufführung von Bachs h-Moll-Messe gemeinsam mit dem Barockorchester elbipolis aus Anlass des 20. Chorjubiläums 2014 sowie 2022 die professionellen Aufnahmen mit dem Kölner Komponisten Michael Ostrzyga.

Nette Leute“
Die zweite Maxime der Gründung war zu Beginn schwierig zu definieren. Was heißt denn „nett“? Wer passt dazu? Der Chor hat mittlerweile eine bemerkenswerte Kontinuität der Mitglieder: Über die Hälfte ist länger als zehn Jahre dabei, es sind noch immer fünf Gründungsmitglieder aktiv, über die Zeit haben sich fünf Paare mit mittlerweile 13 Kindern gefunden, viele Freundschaften sind entstanden. Gleichzeitig stoßen immer wieder neue SängerInnen hinzu, geübte ChorsängerInnen, die neu nach Hamburg kommen, aber auch viele ehemalige Studierende aus dem Kammerchor der Musikhochschule, die bei Cornelius Chorleitung gelernt haben.

Ein verbindendes Element des Ensemble vocal ist außerdem die Kombination aus musikalischer Tiefe und dem Anspruch, auch organisatorisch gemeinsam für das Gelingen aller Aktivitäten verantwortlich zu sein. Bis heute gibt es keine feste Struktur oder Ämter. Aufgaben werden projektweise verteilt, jede/r bringt sich mit dem ein, was er oder sie kann und mag. Der Erfolg ruht auf vielen Schultern. Für jedes Jahr gibt es reihum wechselnde Kommissionen, die für alle anderen die Orga übernehmen.

Die regelmäßige Probenarbeit am Donnerstag im Musikraum der Ilse-Löwenstein-Schule in Barmbek bringt es zudem mit sich, kontinuierlich und in kleinen Schritten an der musikalischen Entwicklung zu arbeiten und es ist der regelmäßige Treffpunkt mit Freunden. Natürlich gibt es nach dem Singen Sekt, wenn jemand etwas zu feiern hat, oder der harte Kern zieht regelmäßig los, um den Nachklang der Musik mit einem Kaltgetränk zu veredeln. So sind wir mittlerweile ein feste und gleichzeitig offene Chorgemeinschaft mit SängerInnen von Mitte 20 bis 60+, viele Mitglieder haben eine musikalische Ausbildung, diese ist aber keine Voraussetzung.

Das Gelingen des Projektes Ensemble vocal hat mit Blick auf die beiden Grundwerte des Chores – tolle Musik mit netten Menschen – treffend Frieder Bernius in seinem Feedback nach unserem Gewinn des Deutschen Chorwettbewerbs 2006 zusammengefasst: „Eine sehr geschlossene Mannschaftsleistung in der Verbindung von rhythmischer Perfektion, klanglicher Homogenität und einer hervorragenden musikalischen Führung durch den Dirigenten. Bewahren Sie Ihre Besetzung!“

So wollen wir es halten und freuen uns zusätzlich immer über neue musikalische, chorerfahrene und nette SängerInnen.